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21. März 2022

Offener Brief an den Auricher Rat

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Liebe Mitglieder des Auricher Rats! Als Ratsmitglieder sind Sie demokratisch legitimiert, Weichen zu stellen für die Entwicklung unserer Stadt. Sie treffen Entscheidungen, die Aurich voran bringen sollen – im Sinne der Bürgerinnen und Bürger, die Sie gewählt haben.

Ihre Entscheidungen werden von der Verwaltung umgesetzt – so zumindest sollte es sein nach dem Primat der Politik. In den letzten Jahren hat sich der Rat der Stadt Aurich mit wichtigen Zukunftsfragen auseinandergesetzt, z.B. mit dem Klimaschutz in Aurich. Dass die Verkehrswende dabei ein wichtiges Element ist, zeigte sich zuletzt eindrücklich im Januar bei der öffentlichen Veranstaltung des Auricher Klimaschutzmanagements in der Stadthalle. Bereits 2018 wurde vom Rat der Stadt einstimmig der Masterplan Radverkehr beschlossen. Diese zukunftsorientierte Politik (Klimaschutz und Verkehrswende) wird von der Initiative LuMA (Lebensqualität und Mobilität für Aurich) ausdrücklich unterstützt. Zur LuMA gehören sieben Verbände mit insgesamt rund 1.500 Menschen. Das zivilgesellschaftliche Engagement in Aurich ist groß. Wir schauen jedoch nicht nur auf lobenswerte Ziele schauen, sondern auch auf eine konsequente Umsetzung. Dies dürfte auch in Ihrem Interesse als Ratsmitglieder liegen.

Bei der Umgestaltung der Kreuzung K111 (Julianenburger Straße / Fischteichweg / Kirchdorfer Straße / Hafenstraße) durch den Landkreis ist allerdings ein Ergebnis entstanden, das Ihren Zielen und Beschlüssen absolut entgegen läuft und dringend korrigiert werden muss. Hier wurde eine Verkehrsplanung aus dem letzten Jahrhundert realisiert, sozusagen die „Verkehrswende Rolle rückwärts“. Die Planer haben die Situation für den Kfz-Verkehr komfortabler und schneller gemacht – auf Kosten des Fuß- und Radverkehrs. Damit werden in Aurich zusätzliche Anreize gegeben, das Auto zu benutzen. Das ist jedoch der falsche Impuls für unsere Stadt, die weniger Kfz-Verkehr braucht und nicht mehr.

Beispiel Julianenburger Straße: Richtung Fischteichweg gab es hier vor dem Umbau zwei Kfz-
Fahrspuren und eine Radspur auf der Straße. Jetzt gibt es drei Fahrspuren für Kfz und der Radverkehr soll den Fußweg mitbenutzen, der viel zu schmal und durch die Hausecke auch unübersichtlich ist – ganz abgesehen von den sich vor der Ampel aufstellenden Verkehrsteilnehmenden, die den fließenden Radverkehr hemmen. Auch für Fußgänger*innen wird es eng und gefährlich.

Beispiel Kirchdorfer Straße: Linksabbiegende Radfahrende konnten dies bisher durch Nutzung der Fahrbahn bei einer Ampelphase machen – nun sollen sie den Fußweg benutzen und benötigen dann zwei Ampelphasen, die für Radfahrende und Zufußgehende auch noch zeitlich verkürzt sind. Dasselbe gilt für Linksabbieger aus der Hafenstraße in den Fischteichweg. Viele weitere Beispiele ließen sich anfügen, ihre Auflistung würde diesen Brief sprengen. LuMA und ADFC haben sich aber seit Juni 2021 immer wieder und auch sehr konkret mit Verbesserungsvorschlägen zum Thema geäußert. Leider sind sowohl der Landkreis als auch die Stadtverwaltung auf unsere Initiative und unser Gesprächsangebot nicht eingegangen.

Unser Ansinnen um Teilnahme bei der Begutachtung der Kreuzung durch die Verkehrssicherheitskommission wurde seitens der Stadtverwaltung zurückgewiesen.

Nun ist es an der Politik, an Ihnen als Ratsmitglieder, korrigierend einzugreifen. Der Umbau der Kreuzung widerspricht allen Bemühungen des Rats der Stadt Aurich um die Verkehrswende und den Klimaschutz – das dürfen Sie so nicht akzeptieren. Wir fordern Sie daher zum Handeln auf! Bitte sorgen Sie für Verbesserungen für den Fuß- und Radverkehr, damit Aurich endlich auf dem Weg zu einer fußgänger- und fahrradfreundlichen Stadt vorankommt – entsprechend Ihren Beschlüssen und vor allem auch den Notwendigkeiten, um unsere Lebensqualität zu erhalten! Sorgen Sie für eine bürgernahe Verwaltung, die auf Dialog setzt und konstruktive Kritik als das wahrnimmt, was sie tatsächlich ist: Engagement für unsere Stadt Aurich!


Wir sind bereit, uns persönlich und mit unserer Expertise einzubringen. Sprechen Sie uns an. Bitte teilen Sie uns mit, welche konkreten Schritte Sie unternehmen werden, damit an der Kreuzung K111 die notwendigen Verbesserungen für den Fuß- und Radverkehr Wirklichkeit werden können.

Parkplatzwahn am Georgswall

Über den Autor oder der Autorin

Albert Herresthal

Albert Herresthal

Seit 30 Jahren in der Fahrradbranche aktiv: Fachhändler, Unternehmensberater, Journalist, Fachbuchautor, Verbandsvorstand und Geschäftsführer. Aktueller Schwerpunkt meiner freiberuflichen Arbeit: Public Affairs und Radverkehrspolitik sowie Beratung von Bundes- und Landesministerien.
Albert Herresthal

Albert Herresthal

Seit 30 Jahren in der Fahrradbranche aktiv: Fachhändler, Unternehmensberater, Journalist, Fachbuchautor, Verbandsvorstand und Geschäftsführer. Aktueller Schwerpunkt meiner freiberuflichen Arbeit: Public Affairs und Radverkehrspolitik sowie Beratung von Bundes- und Landesministerien.

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